Tom!s Tipps
Wie kann man den richtigen Moment erwischen?
In der Fotografie ist es wichtig, den richtigen Moment zu treffen. Dazu muss man
Glück haben. Doch kann man dem Glück unter die Arme greifen und das Spontane planen.
In erster Linie gilt es dabei, die Kameratechnik soweit wie möglich vorzubereiten.
Wenn Sie erst noch die Kamera auspacken, die Brennweite wählen, die Entfernung
einstellen (lassen) und die Belichtung (-sautomatik) überprüfen müssen, ist das Motiv
meist schon lange verschwunden, der entscheidende Moment ist verpasst.
Es gilt, einige dieser Einstellungen im Vorfeld vorzunehmen.
Das geht natürlich nicht in jeder Situation. Doch oft genug ist es ja so, dass z.B.
die Beleuchtung über einen längeren Zeitraum konstant bleibt. Da reicht es dann,
einmal die Belichtungswerte (Zeit und Blende und ISO) passend manuell einzustellen,
um für die kommenden Aufnahmen gewappnet zu sein.
Digital können Sie diese Einstellung im Vorfeld mit Histogramm und Clippinganzeige
überprüfen.
Dann ist es egal, ob das kommende Motiv viel oder wenig Licht reflektiert. Die
Automatik der Kamera würde durch eine solche unterschiedliche Reflektion evtl. zu
einer Fehlbelichtung veranlasst, doch dank der auf die herrschende Beleuchtung
vorausschauend abgestimmten Einstellung von Zeit und Blende (und Empfindlichkeit)
wird das Bild richtig belichtet sein.
Wenn sich im Laufe der Zeit die Beleuchtung ändert, zum Beispiel weil Sie von der
Almwiese in den Wald kommen oder Sie auf die Schattenseite der Straße wechseln,
müssen Sie die Belichtungseinstellung natürlich korrigieren, um dann wieder im
Rahmen der nun geänderten Bedingungen vorbereitet zu sein.
So ein Moment wartet nicht.
Die Scharfeinstellung könnte der
Autofokus erledigen.
Aber er lässt sich durch unwichtige Details im Bild irritieren, so dass das
Ergebnis der Fokussierung eigentlich immer noch überprüft werden muss. Der
Autofokus weiß außerdem auch nicht, welcher Bereich in der Tiefe des Bildes
scharf sein soll. Wenn Sie, statt für jede Aufnahme den Autofokus zu benutzen,
zusätzlich die Schärfe einmal fest so einstellen, dass durch die
Schärfentiefe
ein ausreichend großer Bereich abgedeckt ist (in dem sich dann vermutlich das
kommende Motiv befinden wird), kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.
Zur Bestimmung der Schärfentiefe ist die verwendete Brennweite (in Relation zum
Aufnahmeformat) entscheidend, und gesteuert wird die Schärfentiefe durch die
verwendete Blendenöffnung.
Glücklicherweise wird auch die Brennweite (trotz Zoomobjektiv) nicht so oft
gewechselt. Denn bei vielen Motiven ist ja die Brennweite, die Sie verwenden
müssen, durch die voraussichtliche Aufnahmeentfernung vorgegeben.
Wenn Sie zum
Beispiel im Stil der klassischen Streetphotography Passanten auf der Straße
fotografieren wollen, werden Sie meist ein Weitwinkel benutzen. (Tele-Bilder
haben durch Ihre "gefühlte Perspektive" eine andere, in diesem Fall oft nicht
gewünschte Wirkung.).
Die Entfernung zu Ihren Motive wird dann voraussichtlich
irgendwo zwischen 1,5m und 4m liegen. Dieser Bereich wird mit einer mittleren
Blende (8 oder 11, je nach Brennweite und Sensorgröße) von der Schärfentiefe
abgedeckt. (Lassen Sie es sich
hier ausrechnen.)
Nicht vergessen: Sie müssen nach einer Veränderung der Blende auch noch die Belichtungszeit an
den geänderten Blendenwert anpassen.
Wenn so die Entfernung und Blende einmalig korrekt eingestellt ist, ist der Autofokus
für alle Bilder unter diesen Aufnahmebedingungen unnötig.
Zu anderen Gelegenheiten ist die vermutliche Aufnahmeentfernung oft ebenfalls
auf einen mehr oder weniger großen Bereich festgelegt. Wenn Sie die Kinder im
Sandkasten fotografieren wollen, ist dieser Bereich genauso klar begrenzt wie
beim Hund, der auf dem Trainingsplatz über ein Hindernis springt.
Bei vielen digitalen Spiegelreflexkameras können Sie die Zwangsverbindung zwischen
Auslöserknopf und Autofokus trennen, so dass die Schärfe nicht (in diesem Fall
unerwünschterweise) jedes Mal neu eingestellt wird, wenn Sie den Auslöser drücken.
Das geht in der Regel über die Benutzereinstellungen (Custom Functions) der Kamera,
ziehen Sie die Bedienungsanleitung zu Rate.
Sollten Sie eine solche Möglichkeit nicht finden, können Sie zur Not auch (oft
an den Objektiven) den Autofokus komplett abschalten. Bei digitalen Kompaktkameras
gibt es solche Funktionen in der Regel leider nicht, da müssen Sie mit der
Unsicherheit des Autofokus leben. Zum Glück haben diese Kameras dank der meist
kleinen Sensoren eine relativ große Schärfentiefe, wodurch das Problem etwas
entschärft wird.
Wenn Sie die Kamera dann nicht nur auf die vermutliche passende Belichtung
sondern auch auf die richtige Aufnahmeentfernung eingestellt haben, sind Sie
bestens vorbereitet. Wenn Ihnen nun eine spannende Situation "vor die Linse"
kommt, müssen Sie nur noch die Kamera heben, den Ausschnitt wählen und auslösen.
Und im Gegensatz zur automatischen Belichtung sind Sie sicher, dass dann sowohl die
Belichtung als auch der Schärfeverlauf im Bild so sind wie
Sie es wollen.
Wenn Ihnen einige Begriffe und Vorgehensweisen in diesem Tipp unklar sind, dann besuchen Sie doch einen
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